Dienstag, 7. Februar 2012

Sonntag Sexagesima - Introitus: Exsurge

Dominica in Sexagesima


An Sexagesima ist Paulus, der goße Völkerapostel Führer und Vorbild (Stationskirche: St. Paul). Wir leben im Geiste seine Bedrängnisse, Leiden und Opfer (Epistel) mit und freuen uns, dass er mit Gottes Kraft glücklich überwunden und gesiegt hat: die Gnade hat ihn erhalten, errettet und erhöht. In der Kraft der Gnade, die uns so reichlich im hl. Opfer zuströmt, hoffen und vertrauen auch wir, alle Hindernisse des Heiles siegreich zu überwinden (Introitus, Graduale, Tractus).
(Auszug aus der Einleitung zu Sexagesima im Schott)

Introitus (Ps. 43, 23-26)
Wach auf, was schläfst Du, Herr?
Wach auf, verstoß uns nicht auf ewig!
Was wendest du Dein Antlitz ab, vergissest unsrer Not?
Es klebt am Boden unser Leib.
Wach auf, o Herr, hilf uns, erlöse uns.
Vers (Ps. ebd. 2):
O Gott, mit eigenen Ohren hörten wir es,
unsre Väter erzählten davon.



Siehe auch "Downloads", bzw HIER




Der Beter wendet sich im Psalm in höchster Bedrängnis an Gott. Dreimal ertönt der flehentliche Ruf: Exsurge - Wach auf! Der Introitus weist hier eindeutig auf die Epistel hin, (2 Cor 11, 19-33; 12, 1-9) in der der Apostel Paulus von seinen Entbehrungen berichtet, nicht um sich derer zu rühmen, sondern um sich gegenüber falschen Lehrern zu verteidigen.
Der Introitus spannt hier den thematischen Bogen der Hl. Messe auf, an deren Höhepunkt Christus als "das Brot des Lebens gereicht wird, in dessen Kraft wir jugendfrisch hundertfältige Frucht bringen können" (Zitat: aus der Einführung im Schott)

Der Introitus beginnt musikalisch mit einer Art Spiegelung der Melodiebögen während der ersten beiden Exsurge-Rufe.
Wach auf, was schläfst Du, Herr?

Wach auf, verstoß uns nicht auf ewig!

Es folgt die melodische Erklärung der Wach-auf-Rufe: Was wendest du Dein Antlitz ab, vergissest unsrer Not?. Wobei vor allem das oblivisceris (vergissest) ragt dabei melodisch heraus, andeutend was wäre, wenn es tatsächlich so käme. Die Stelle endet unbestimmt auf der 3. Stufe, leicht erhöht so wie es auch bei einer gesprochenen Frage der Fall ist.
Die Erkenntnis des Beters über sein irdischen Dasein führt der Gesang wieder zum Grundton zurück (Es klebt am Boden unser Leib). 
Hier schliesst sich nun das dritte Exsurge an, der Kulminationspunkt dieses Chorals, das die Schola mit langen gebundenen Tönen hervorhebt vor der abschliessenden demütigen Bitte im Wissen um die Erlösung.
Dieses Exsurge zeichnet sich aus durch den gleichen engen Tonumfang und einem Binnenschluss auf der 3. Stufe wie bei der vorherigen Frage "vergissest du unsere Not (tribulationem nostram)". Dich während sich das "tribulationem nostram" durch zwei und dreitönige Neumen noch unbestimmt melodisch hin- und herwälzt besticht das Exsurge durch seine syllabische Eindeutigkeit, mit zwei wiederum spiegelbildlich wirkenden Ausnahmen wird jeder Silbe ein Ton zugeordnet. Die musikalische Wendung hört sich dadurch nicht mehr unbestimmt fragend an, sondern zeigt Autorität im Wissen um Erlösung.
Dieses Wissen geht bis zu dieser Stelle nicht aus dem Text hervor, doch die Erklärung erfolgt direkt im Anschluss durch den Psalmvers:
O Gott, mit eigenen Ohren hörten wir es, unsre Väter erzählten davon.

Sängerisch ist dieser Introitus leicht zu bewältigen, die Melodie ist sehr einfach gehalten entsprechend dem Text, denn Hilferufe sind schließlich auch keine komplizierten Botschaften.

just my 2 cents...

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